Einführung
Nacktyoga ist für viele ein überraschendes Konzept. In diesem Interview erklärt die Gründerin von Naked Emotion, wie sie vor fast Jahren diese Praxis gestartet hat, welche Regeln und Werte den Raum prägen und wie Nacktyoga Menschen hilft, Selbstakzeptanz und Körperfreundlichkeit zu entwickeln. Das Gespräch beleuchtet persönliche Erfahrungen, inklusive Ziele und konkrete Veranstaltungsregeln.
Interview
Wie war Ihr erster Kontakt mit Nacktyoga und warum haben Sie Naked Emotion gegründet?
Die Gründerin erinnert daran, wie nervenaufreibend der erste Nacktyoga-Kurs als Teilnehmerin war. Sie beschreibt ein Bild, das viele kennen: Man zieht sich aus, geht in die erste Abwärtsbewegung und denkt nur „oh nein“. Genau aus dieser Erfahrung entstand der Wunsch, einen sicheren, inklusiven Raum zu schaffen. Vor fast zwei Jahren startete sie Naked Emotion mit der klaren Absicht, eine Klasse zu bieten, in der Menschen unterschiedlichster Herkunft, Körperformen und Altersgruppen willkommen sind.

Welche Probleme in der herkömmlichen Yoga-Szene wollten Sie ansprechen?
Sie beobachtete, dass die bekleidete Yoga-Community oft ein bestimmtes Bild widerspiegelt: dünne, junge weiße Frauen. Das sollte bei Naked Emotion anders sein. Der Raum ist bewusst divers: viele Geschlechter, sexuelle Orientierungen und Altersgruppen. Ziel ist es, ein Gegengewicht zu kollektiver Abwertung bestimmter Körper zu schaffen und die weit verbreitete Fatphobie offen anzusprechen.
Wie fördert Nacktyoga Akzeptanz gegenüber dem eigenen Körper?
Die Methode beruht auf Exposition in einem sicheren Rahmen. Teilnehmer sehen ihre Haut, Falten, Rollen und Dehnungsstreifen öfter. Mit der Zeit wird das alles weniger zu einem großen Thema. Diese wiederholte Sichtbarkeit führt laut Gründerin schrittweise zu Selbstakzeptanz und zu einer Haltung der Selbstfreundlichkeit. Nacktyoga hilft, die Distanz zwischen innerer Kritik und realem Körpererleben zu verringern.

Wie sorgen Sie für einen desexualisierten, sicheren Raum?
Die Veranstaltungen sind ausdrücklich nicht sexualisiert. Vor jedem Treffen werden Community-Regeln verlesen. Es gibt eine strikte Consent-Politik: Wer nicht berührt werden möchte oder nicht einmal gefragt werden will, legt eine rote Karte auf den Boden. Es gibt kein Cruising und keine ungefragten Komplimente, weil diese leicht sexualisieren. Bei körperlichen Reaktionen wie einer Erektion bittet das Team alle, diese zu ignorieren. Körperfunktionen werden als normal anerkannt und sind Teil einer integrativen Körperpositivität.
Welche Veränderungen berichten Teilnehmer nach wenigen Kursen?
Viele berichten von unmittelbarer Erleichterung und von einem Gefühl der Zugehörigkeit. Eine Teilnehmerin erzählte, dass sie beim ersten Mal zitterte und sich in eine hintere Ecke zurückzog. Nach mehreren Terminen fühlte sie sich schöner und positiver, weil sie merkte, dass andere Menschen mit ihrem Körper in Ordnung sind. Für manche war der Moment der Befreiung konkret: sichtbare Narben, die zuvor beschämt versteckt wurden, durften anerkannt werden.

Was ist die wichtigste Botschaft, die Sie Menschen mitgeben möchten?
Die Gründerin fasst zusammen: Unabhängig von Herkunft oder Hintergrund ist dieser Raum bereit, Menschen genau so zu akzeptieren, wie sie heute sind. Nacktyoga ist kein Selbstoptimierungswerkzeug, sondern eine Praxis der Annahme, die Körperfreundlichkeit, Respekt und Gemeinschaft fördert.

FAQ zum Nacktyoga
Ist Nacktyoga sexualisiert?
Nein. Die Veranstaltungen sind desexualisiert. Es gibt klare Regeln, eine Consent-Politik, rote Karten für Nichtkontakt und ein Verbot von ungefragten Komplimenten und Cruising.
Wer kann an einem Nacktyoga-Kurs teilnehmen?
Menschen jeden Geschlechts, Alters, Körpers und jeder sexuellen Orientierung sind willkommen. Das Ziel ist Inklusion und Diversität.
Wie hilft Nacktyoga bei Körperakzeptanz?
Durch wiederholte, sichere Sichtbarkeit des eigenen Körpers werden Scham und Abwertung weniger dominant. Das fördert Selbstfreundlichkeit und Akzeptanz.
Wie geht das Team mit ungewollter Berührung um?
Das Team respektiert die aufgestellten Regeln strikt. Wer nicht angesprochen oder berührt werden möchte, legt eine rote Karte aus und wird nicht kontaktiert.
Muss man bereits Yoga können, um teilzunehmen?
Nein. Die Klassen sind so gestaltet, dass Menschen mit unterschiedlicher Yogaerfahrung teilnehmen können. Der Fokus liegt auf Körpererfahrung und Gemeinschaft.
Wird bei Nacktyoga Rücksicht auf körperliche Reaktionen genommen?
Ja. Körperliche Reaktionen werden als normal akzeptiert und nicht dramatisiert. Alle werden gebeten, solche Reaktionen zu ignorieren und dennoch respektvoll miteinander umzugehen.
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